Ypern-Sirene
(vermutlich aus Zeiten des 1. Weltkrieges)
Antriebsart: Handantrieb / Handsirene
Status der Restauration: abgeschlossen








Restauration
Die Sirene habe ich im Dezember 2017 erworben und im Januar 2018 per Post erhalten. Nun ging es nach einem kurzen, nicht dokumentierten Testlauf voller Freude an das Auseinanderbauen. Zerlegt war sie nach ein paar Schwierigkeiten sehr schnell. Dann kam bei mir eine berufliche Veränderung, die hier auch nicht weiter thematisiert wird. Auf jeden Fall hatte ich dann sehr lange keine Zeit mehr für die Sirene. Sie verschwand in einer Kiste im Keller. Dann habe ich mich ihr nochmal im Jahr 2020 kurz angenommen und habe nach einer Lösung für den stark beschädigten Schalltrichter gesucht. Nach vielen E-Mails war klar, dieses Formteil neu fertigen zu lassen ist finanziell einfach für ein Hobby zu viel. Eine Neuanfertigung lag jenseits der 500 Euro-Marke. Dann habe ich den Trichter zu einem lokalen metallverarbeitenden Betrieb gebracht. Hier wurde mir geholfen. Der Meister machte den Vorschlag, den oberen Teil des zerstörten Trichters abzutrennen und aus einem neuen Blech einen zu formen und diesen anzuschweißen. Das ist zwar nicht 100% originalgetreu, aber es war und ist die beste Lösung für einen zu tragenden Preis. Nachdem das dann erledigt war, verschwand aufgrund mangelnder Zeit alles wieder in der Kiste im Keller. Dann endlich im 3. Quartal 2021 nahm ich mich der Sache final an und stellte sie fertig. Die Schweißpunkte am Schalltrichter wurden durch Spachtelmasse gut versteckt, damit es so originalgetreu wie möglich aussieht. Ich finde das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aber seht und urteilt selbst.
Das Rattern der Sirene war schon vor der Restauration vorhanden. Die Ursache ist der Bauart und des vorhandenen Spiels der Rotorwelle geschuldet. Da sie sehr selten genutzt wird stellt dies aber auch kein größeres Problem dar.
Weitere Informationen zur Sirene
Woher ich weiß, dass die Sirene dieses Typs „Ypern-Sirene“ heißt? Dies geht aus einem Post im Forum luftschutzsirene.de hervor. Hier postete ein Mitglied in einem Beitrag nebenstehendes Bild eines Deckels (© toastybaby), welcher wohl teilweise an den Sirenen vorhanden war, um sie beim Transport vor Verunreinigungen und Schäden zu schützen. Da an meiner Sirene allerdings kein Deckel und auch keine Vorrichtung zur Befestigung eines Deckels vorhanden ist, gehe ich davon aus, dass sie ohne einen solchen Deckel geleifert wurde. Natürlich kann er auch einfach nur verloren gegangen sein.
Da nun der Name des Typs Sirene geklärt war, konnte im Zuge einer Interntrecherche auf der Webseite www.geschichte-reckenfeld.de eine Textpassage entdeckt werden, welche aus einem Schreiben vom 29. April 1921 des Preußische Gewerbeaufsichtsamts Münster an den Regierungspräsident in Münster hervorgeht.
„Am Sonnabend, den 23. April 1921, ereignete sich zwischen 11 und 12 Uhr vormittags zwischen den Sprengstofflagern zu Hembergen der Dynamit AG ein Heide- und Waldbrand. Die Heide fing etwa an der Stelle an zu brennen, wo sich die Waldwege kreuzen, die zwischen den Blöcken C und D verlaufen. Das Feuer wurde gleich bemerkt, so dass die im Lager noch gerade vollzählig anwesenden Arbeiter durch die Ypern-Sirene alarmiert und zu Löscharbeiten herangezogen werden konnten. Zur Verfügung standen etwa 20 Arbeiter. Sie sollten die Feuer an den Wegübergängen nieder halten, um die mit Sprengstoffen belegten Schuppen möglichst außer Gefahr zu bringen. Die Gefahr für den Block C war nicht groß, da der Landstrich bis zum Block C bis zu 200 m betrug. In weit größerer Gefahr dagegen waren die im südlichen Zipfel des Lagers D liegenden Schuppen 9, 10 und 20. An dieser Stelle reichte der Kiefernwald bis dicht an den Weg heran. Außerdem sind den Schuppen jenseits des Weges noch mehrere Baumreihen vorgelagert. Da dem Feuer durch Ausschlagen oder durch Fällen mehrerer Baumreihen nicht mehr Einhalt getan werden konnte, so entschloss sich der Lagerverwalter, den Waldzipfel diesseits des Weges, der an den erwähnten Schuppen zunächst gegenüberlag, anzuzünden. Nach etwa 1 ½ Stunden war die Gefahr größtenteils beseitigt. Die gleich zu Anfang des Brandes alarmierte Feuerwehr aus Greven kam gegen 12 Uhr herbei. Man muss vermuten, dass der am Morgen auf seinem Grundstück östlich des Lagers C gewesene Landwirt den Waldweg als Heimweg benutzt hat und dabei noch glühende Tabakreste aus seiner Pfeife auf den Weg gestreut hat. Personen sind nicht verletzt, doch sollen 30-60 Morgen Kiefernwald und Heidefläche verbrannt worden sein.“ (Quelle: www.geschichte-reckenfeld.de)
Dies bedeutet, dass es den Typ „Ypern-Sirene“ bereits am 23. April 1921 gegeben haben muss. Wer sich nun ein bisschen mit der Geschichte beschäfitgt wird feststellen, dass es sich bei „Ypern“ um eine Stadt in Belgien handelt und es dort im Verlaufe des 1. Weltkrieges mehrere Schlachten gab.
Im Verlauf der zweiten Ypernschlacht, auch bekannt als zweite Flandernschlacht, wurde zwischen dem 22. April und dem 25. Mai 1915 erstmals Chlorgas als Kampfstoff eingesetzt. Daher gehe ich davon aus, dass die Sirene gebaut wurde, um die eigenen Soldaten vor der nun im Krieg neu eingesetzte Waffe, dem Giftgas, zu warnen. Denn nachdem das deutsche Reich das Gas eingesetzt hatten, zogen die anderen Kriegsparteien alsbald nach. Somit wurde ein entsprechendes Warngerät, welches transportabel aber trotzdem laut genug ist, vonnöten.
Weil die Schlacht in Ypern entsprechend gravierend war, wurde die Sirene vielleicht deshalb als „Ypern-Sirene“ bezeichnet.
Einen Produktionszeitraum würde ich deshalb zwischen 1915 und 1918, dem Ende des 1. Weltkrieges, festsetzen.
Da ich jedoch keinerlei Belege oder weiter Informationen bezüglich eines Herstellers oder sonstiges habe, ist das Alter und der Verwendungszweck nur gemutmaßt.
Wenn SIE irgendwelche Dokumente oder Ähnliches haben, welche neues Licht ins Dunkel um die „Ypern-Sirene“ bringt, so nehmen Sie bitte Kontakt mit mir auf.
Siemens-Schuckert – Fm Si 41 Hochtonsirene
(aus Zeiten des 2. Weltkrieges – Baujahr zwischen 1937-1945)
Antriebsart: Dreiphasenwechselstrom 400V
Status der Restauration: abgeschlossen






Technische Daten und weitere Informationen zur Sirene
Hersteller | Siemens-Schuckert |
Herstellerbezeichnung | Fm Si 41 |
Herstellerjahre | ca. 1937-1945 |
Nennspannung | 220V/380V |
Nennstromaufnahme | 25A/14,5A |
Anlaufstrom | ca. 72A |
Nennleistung (Aufnahme/Abgabe) | 5kW |
Gewicht | ca. 90kg |
Drehzahl | 50 U/sek ≙ 3000U/min |
Portzahl | 8 |
Tonfrequenz (Nennwert) | 400 Hz |
Die Sirene wurde mir von der Stadt Radolfzell am Bodensee am 14.09.2013 großzügigerweise überlassen. Ich musste sie lediglich selbst vom alten Standort, dem alten Polizeirevier der Stadt, abbauen. Dieses ist auf dem 1. Bild zu sehen. Es wurde kurze Zeit nach der Demontage der Sirene abgerissen.
Bei der Demontage war mir mein Vater und einer meiner Brüder behilflich. Vielen Dank für Eure Mühe.
Der ehemalige Standort lag an der Ecke Bismarckstraße/Brühlstraße in Radolfzell. Die Sirene war schon vor der Demontage lange Zeit nicht mehr in Betrieb.
Die Sirene habe ich nach der Demontage komplett zerlegt und restauriert. Die weiße Farbe des Rotors ist zwar nicht originalgetreu, aber ich finde die Farbe passt gut zu dem Schwarz der restlichen Sirene. Original war der Rotor golden eloxiert.
Die Saugnäpfe, welche man auf dem letzten Bild sehen kann, dienen der Befestigung einer Glastischplatte um die Sirene als Beistelltisch verwenden zu können.
Unten ist ein Video von einem Probelauf zu sehen. Aufgenommen und hochgeladen durch einen Sammlerkollegen.
HZ1 Sirene
Herstellungsjahr(e): unbekannt
Antriebsart: Handantrieb / Handsirene
Status der Restauration: bleibt im Originalzustand



Informationen zur Sirene
Die Sirene habe ich im August 2021 über ebay-Kleinanzeigen zu einem guten Preis erwerben können. Seither ist sie Bestandteil der Sammlung.